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Retinol: Was der geheime Wirkstoff wirklich ist – Diese Punkte sollte man unbedingt kennen!

Retinol

Ob auf Instagram, auf Werbeplakaten oder als Tipp in den glänzenden Beauty-Magazinen – ohne Retinol geht beim Thema Anti Aging nichts mehr. Wer nun beherzt zu einem Serum oder zu Tuben greift, steht oft vor der Entscheidung welches Retinol nun das richtige ist. Das geht den meisten Nutzern so.

 

Warum das Mittel tatsächlich Wunder vollbringen kann und unter welchen Umständen der Wirkstoff auch Ihnen eine Hilfe im Kampf gegen die Hautalterung sein könnte, steht hier.

 

 

Was ist Retinol?

Jeder kennt Vitamin A als Bestandteil von roten, gelben oder grünen Obst- und Gemüsesorten. Je nach Vorkommen und molekularem Aufbau spricht man von Vitamin A1, Beta-Carotin, Provitamin A oder eben von Retinol.

Reines Retinol gehört zu den effektivsten und anspruchsvollsten Komponenten der Hautpflege. Es ist nicht nur ein Vitamin, sondern zeitgleich ein Antioxidans. Weil es so reaktionsfreudig ist, verwendet man es nicht nur als reine Substanz. Ebenso beliebt sind die weiterentwickelten Formen, etwa als Ester bzw. als Säure.

Chemisch betrachtet gehört Vitamin A zu den synthetisch-alkoholischen Verbindungen. Weil es aus so kleinen Teilen besteht, ist es in der Lage, bis in die tieferen Hautschichten vorzudringen. Hier löst die Substanz bemerkenswerte Veränderungen aus.

 

 

Wie wirkt Retinol?

Der Wirkstoff verfügt über immenses therapeutisches Potenzial, was durch viele Untersuchungen belegt werden konnte. Insbesondere im Kampf gegen die lichtbedingte wie chronologische Hautalterung hat sich Retinol mehr als bewährt.

Nach dem Auftragen sickern die Moleküle in die verschiedenen Ebenen der Haut hinein. Hier manipulieren sie die Hautzellen in zweierlei Hinsicht:

 

  1. Einerseits sorgen die Moleküle für eine intensivere Impulsübermittlung und fördern so die Zellkommunikation. Die einzelne Hautzelle wird agiler und ist besser dazu in der Lage, sich mit anderen Zellen auszutauschen. Das wiederum wirkt positiv auf den Stoffwechsel einer jeden Einheit – die Zellen werden quasi „geweckt“.
  2. Zum zweiten aktiviert Retinol die Teilungsrate der Hautzellen. Sie erneuern sich dadurch schneller und haben so eine größere Reproduktionsrate. Jede einzelne Schicht wird in sich gestärkt und restrukturiert. Die Hautbestandteile tun das, was sie auch in jüngeren Jahren können: Sie vermehren sich wieder tüchtig.

 

Diese zwei Mechanismen sorgen dafür, dass Retinol insbesondere als Anti Aging Mittel geschätzt wird. Es kann in verschiedene Trägersubstanzen eingerührt werden und wird als Creme, Serum oder Peeling zur Hautpflege genutzt. Die Wirkung auf einen Blick:

 

  • Stärkt die Hautstruktur.
  • Begünstigt die Hautdicke.
  • Sorgt für einen rosigen, jugendlichen Teint.
  • Fördert das Speichervermögen für Feuchtigkeit.

  • Fängt freie Radikale ab.
  • Verfeinert die Poren.
  • Stimuliert die Produktion von Kollagen.
  • Hilft von innen heraus gegen Falten und Linien.

 

 

Anwendungsgebiete

 

Retinol wirkt immer ankurbelnd auf die Hauterneuerung. Indem die Kollagensynthese steigt, nehmen Hautdicke und Spannkraft zu. Es kommt zu einer natürlichen Reduktion von Falten. Die Linien glätten sich quasi von innen heraus.

Eine etwas höhere Dosierung führt zur direkten Reizung der Haut. Der peelende Effekt ist gewollt und wird systematisch dann eingesetzt, wenn die Haut therapeutisch abgeschält werden soll.

UV-Schäden lassen sich kaum vermeiden. Um Hyperpigmentierungen abzutragen und langfristig zu umgehen, ist Vitamin A als Inhaltsstoff vieler Cremes ideal. Das Mittel fördert die gesunde Hauterneuerung und lässt Pigmentflecken mit zunehmender Anwendungsdauer verblassen.

Hochdosiert wirkt Vitamin A exfolierend. Diese Wirkung ist nützlich, um die kleinen Hornzysten im Gesicht Zug um Zug abzulösen. Doch Vorsicht: Serum oder Creme dürfen keinesfalls ins Auge gelangen!

Der Substanz wird nachgesagt, in der Tiefe der Haut Entzündungsprozesse eindämmen zu können. Insofern verfügen viele Produkte, die gegen Rosazea oder Couperose helfen sollen, über eine modifizierte Form von Retinol. Ein Hautarzt sollte im Einzelfall klären, ob ein Einsatz sinnvoll ist.

Die auffallenden Schatten entstehen insbesondere dann, wenn die Hautdicke schwindet. Weil Vitamin A die Dichte wiederum erhöht, lassen sich unschöne Augenringe damit beheben. Nachteil: Insbesondere die empfindliche Augenpartie reagiert oft besonders gereizt auf die Salbe.

 

 

Mythen rund um Retinol

 

„Eine geringe Konzentration bringt nichts“

Erwiesen ist, dass bereits niedrig dosierte Präparate zu spezifischen Hautveränderungen führen können. Schon eine Dosis von 0,1 Prozent ist generell wirksam.

 

„Während der Anwendung dürfen keine Peelings gemacht werden“

Das Gegenteil ist der Fall. Bei bestimmten chemischen Schälkuren (AHA oder BHA) ist es sogar üblich, vor oder nach dem Eingriff eine Vitamin A-Therapie abzuhalten.

 

„Damit darf man nicht in die Sonne“

Zwar fördern Vitamin A-haltige Inhaltsstoffe die Lichtempfindlichkeit, dies lässt sich aber leicht mit einem Sonnenschutzfilter ausgleichen. Während der Anwendung muss niemand komplett auf die Sonne verzichten.

 

„In Kombination mit anderen Substanzen lässt die Wirkung nach“

Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass der Wirkstoff nicht mit weiteren Komponenten wie Vitaminen, Hyaluronsäure oder Ölen kombiniert werden dürfte. Wissen muss man, dass die beabsichtigten Veränderungen tief im Hautinneren stattfinden. Diese Schichten werden von den meisten sonstigen Wirkstoffen nicht erreicht.

 

„Es gibt einen Gewöhnungs-Effekt“

Grundsätzlich kann die Substanz langfristig angewendet werden. Es gibt keine Hinweise darauf, dass das Mittel bei kontinuierlicher Anwendung unwirksam werden könnte.

 

 

Anwendung

 

Dosierung – wieviel Prozent sind sinnvoll?

In jedem Fall sollte mit einer möglichst niedrigen Intensität (Konzentration von 0,1 Prozent) begonnen werden. Wird diese gut vertragen und lassen etwaige Stresssymptome nach, kann man die nächst höhere Dosierung ausprobieren.

 

Wie oft verwenden?

Es gibt zwei Varianten: Entweder man greift zu einer extrem niedrigen Dosierung und trägt ein solches Produkt täglich auf. Das hat den Vorteil, dass der Körper sich langsam an den Wirkstoff gewöhnen kann und Nebenwirkungen mit etwas Glück ausbleiben.

Manche Ärzte setzen allerdings auf eine etwas intensivere Wirkmenge. Dann ist eine Applikation nur noch alle zwei oder drei Tage möglich. Parallel helfen sedativ wirkende Pflegeprodukte dabei, unschöne Stress-Symptome unter Kontrolle zu bringen.

 

Wann auftragen: Morgens oder abends?

Der Wirkstoff führt in vielen Fällen zu Hautreizungen. Deshalb ist es zunächst sinnvoll, die Anwendung auf die Nacht zu beschränken. So können etwaige Rötungen bis zum Morgen abklingen.

 

Creme oder Serum?

Sollen punktuelle Hautveränderungen ausgelöst werden, empfiehlt sich die Anwendung in Form einer reinen Flüssigkeit. Sie lässt sich tropfenweise und exakt auftragen. Wer die Hauterneuerung insgesamt fördern möchte, sollte die Substanz eingebettet in eine Lotion verwenden.

Der Vorteil: Dann sind meist weitere beruhigende Wirkstoffe zugefügt, die das Produkt verträglicher machen.

 

Ab welchem Alter?

Wie bei den meisten Anti Aging-Maßnahmen auch, ist Vorsorge besser als Nachsorge. Als Faustregel gilt, dass die Therapie dann begonnen werden kann, wenn erste Alterungserscheinungen augenfällig werden.

 

 

Weitere Hinweise

 

Anfänger

Nahezu alle Menschen reagieren zu Beginn der Behandlung mit Irritationen, Trockenheit oder sonstigen Symptomen. Anfänger sollten sich davon nicht abschrecken lassen, sondern die Haut zeitgleich mit einer extra Portion Pflege verwöhnen.

 

Sonnenschutz bei empfindlicher Haut

Die Substanz erhöht die Lichtempfindlichkeit. Während der Anwendung sollte auf einen stetigen Sonnenschutz geachtet werden.

 

INCI lesen

Viele Hersteller suggerieren, mit einer auffallend hohen Dosierung ein extrem schlagkräftiges Präparat anzubieten. Dabei wird oft übersehen, dass die Masse „nur“ mit dem schwächeren Retinaldehyd angereichert ist. Deshalb lohnt es sich, das Kleingedruckte zu lesen und einzelne Präparate miteinander zu vergleichen.

 

Anwendung vor einer Retinol-Behandlung

Zur Vorbereitung eines Peelings mit Retinol verschreiben Hautärzte wie etwa der Münchner Spezialist Dr. Timm Golüke häufig spezielle Cremes. Diese enthalten entweder niedrigdosierte Fruchtsäure oder etwas Retinol. Ärzte wissen, wie sie die Haut optimal auf die bevorstehende Behandlung vorbereiten können und geben hilfreiche Tipps.

 

Wann sind erste Erfolge sichtbar?

Leider dauert es tatsächlich lange, bis wirkliche Verbesserungen wahrnehmbar sind. Bei einer regelmäßigen Anwendung sollen nach rund vier Monaten erste Resultate erkennbar sein. Bis zu einem halben Jahr soll es durchaus dauern können, bis signifikante Veränderungen eintreten.

Wissen muss man, dass die Wirkung des Retinols zunächst in den unteren Hautschichten einsetzt. Bis diese im Zuge der Hauterneuerung an die Oberfläche treten, vergehen viele Monate. Insofern dürfen Anwender keine kurzfristigen Erfolge erwarten.

 

 

Die feinen Unterschiede

 

Retinol (Vitamin A)

Beauty-Produkte aus dem Bereich Kosmetik und Hautpflege dürfen in der EU bis zu einem Prozent reines Retinol in sich tragen. Meist reichen aber bereits sehr viel geringere Mengen aus. Vitamin A ist pharmakologisch sehr wirkungsreich und besitzt die Fähigkeit, die Haut regelrecht „umzubauen“.

 

Retinylpalmitat (auch Retinaldehyd)

Dieser Wirkstoff ist ein sogenannter „Abkömmling“. Dabei wird das ursprüngliche Retinol zunächst in das stabilere Vitamin-A-Palmitat, und daraus wiederum zu Retinyl Palmitat bzw. Retinaldehyd umgewandelt.

Der Vorteil: Retinylpalmitat ist zwar noch antioxidativ, aber sehr viel weniger reizend. Aus diesem Grund darf die Substanz speziellen Anti-Aging-Mitteln sogar in einer höheren Dosierung zugefügt werden.

 

Retinsäure (auch Vitamin-A-Säure oder Retinol-Säure)

Die stark wirkende Retinsäure (Tretinoin) ist ebenfalls ein Abkömmling. Sie wird Medikamenten beigemischt, die gegen Akne, Schuppenflechte oder hyperkeratotische Hauterkrankungen helfen sollen.

Das Mittel hemmt die Produktion von Keratin und unterstützt eine gesunde Hauterneuerung. Chemisch gesehen gehört Retinolsäure zur Familie der Retinoide. Solche Medikamente sind gut erforscht und verschreibungspflichtig.

 

 

Gibt es Nebenwirkungen?

Vitamin A wirkt schon in kleinen Mengen leicht reizend. Es kann zu allergieartigen Symptomen wie Rötungen, Entzündungserscheinungen, Schuppen und Pusteln kommen. Trockene oder dünne Gesichtspartien (rund um die Augen) sind erfahrungsgemäß in erster Linie betroffen. Wer empfindlich reagiert, sollte Nutzen und Schaden gegeneinander abwägen.

Diskutiert wird derzeit, inwiefern durch eine äußere Anwendung das Osteoporose-Risiko steigen könnte. Im Augenblick wird deshalb empfohlen, solche Produkte nur im Gesicht und nicht großflächig am Körper aufzutragen. Eine abschließende Bewertung steht noch aus.

 

 

Schwangerschaft und Stillzeit

Studien an Ratten zeigten, dass Vitamin A fruchtschädigend wirkt. Bei den Tieren kam es zu Missbildungen und Fehlgeburten. Ob sich die Ergebnisse unmittelbar auf den Menschen übertragen lassen, ist unklar. Vorsichtshalber sollten schwangere und stillende Frauen den Wirkstoff in jedem Fall meiden.

 

 

Studien rund um Retinol

Bereits in einer 1988 veröffentlichten Forschungsarbeit konnte gezeigt werden, dass bei einer 16 wöchigen Anwendung feine und grobe Falten, Unebenheiten und ein matter Teint zurückgehen. Hauptsächlich Schäden, die durch UV-Bestrahlung (Lichtalterung) entstanden sind, ließen sich minimieren. Siehe auch unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/3336176

In einer 2007 erschienenen Studie wurden die Ergebnisse bestätigt. Hier reichte eine dreimalige Anwendung pro Woche (mit 0,4 Prozent Retinol-Lotion) bereits aus, um signifikante Veränderungen herbeizuführen. An den 36 Studienteilnehmerinnen (Durchschnittsalter 87 Jahre) ließen sich nach 24 Wochen folgende Effekte nachweisen:

  • Verbesserte Hautfeuchte.
  • Erhöhte Kollagenproduktion.
  • Abgemilderte Falten und verringerte Faltentiefe.

Hier geht es zur Studie: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17515510

 

 

https://www.drgolueke.de/wp-content/uploads/2015/08/glamour_052015.pdf

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2699641/#b107-cia-1-327

http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/anti-falten-cremes-welche-stoffe-halten-werbeversprechen-a-1028619.html

https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/vitamin-a-aufnahme-ueber-kosmetische-mittel-sollte-begrenzt-werden.pdf